Prototypen für einen schlechten Geschmack

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2008, 28. bis 30. März, Thealit Frauen.Kultur.Labor, Bremen / Kaufhaus (ehemals Leffers), Am Brill 8-12

Installation im Zusammenhang mit dem Laboratorium Prototypisieren. Eine Messe für Theorie und Kunst, organisiert von Susanne Bauer, Ulrike Bergermann, Christine Hanke, Helene von Oldenburg, Claudia Reiche, Andrea Sick u. a.

Dieser Stand präsentiert eine einmalige Privatsammlung widerlicher Süßwaren und Süßwarenspender. Objekte wie Already Chewed Chewing Gum, Mr. Hanky's Toilet Crapper oder Ear Wax Candy können in auf den kindlichen Konsum abgestimmten Abteilungen großer Warenhäuser erworben werden. Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen gelten in Diskursen über Ekel und Abjektion als gesellschaftliche Störfaktoren, doch offenbar überführt die Wirtschaft selbst diese Auswürfe in handelbare Süßstoffe und verpackt sie in poppiges Plastik, um sie mit kapitalistischer Gnadenlosigkeit dem Warenkreislauf erneut zuzuführen. Wird Ekelhaftes also verharmlost? Oder sind diese eher massenhaft hergestellten Waren Protoypen eines Bad Taste, der keine Metapher bleibt, sondern als süßer Schleim aus künstlichen Nasen rinnt und dem Stoffwechsel erneut zugeführt wird? Jenseits von evolutionärem Fortschritt oder aufgeklärter Revolution bewegen sich diese Objekte und ihre Stoffe unterhalb oder parallel zu erwachsenen Zirkeln; sie sind höchstens dem überflüssigen Zivilisationsmüll oder dem Toilet Humor mit seinen zuckersüchigen MAD-Lesern zuzuordnen. Was genau passiert beim Handel mit diesen durchaus pubertären Objekten im Underground der Spielzimmer? Und welchem Zweck dienen sie überhaupt? Welche Testreihen werden möglich? Was passiert, wenn der Kopf beim Konsum von atomar Saurem oder mindblowing Explosivem fast zerplatzt?

Publikation: „Prototypen für einen schlechten Geschmack“, in: Susanne Bauer u.a. (Hg.): Prototypisieren. Eine Messe für Theorie und Kunst, thealit. Frauen. Kultur. Labor, Bremen 2009, 65-70